Unternehmerische Werte als Markengrundlage
27.04.2017
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GRÖLLE pass:projects
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Wuppertal
Unternehmerische Werte als Markengrundlage
Wuppertal, 27.04.2017: Nein, da ist kein Fehler in der Überschrift. Denn das Treffen des Marketing-Clubs Bergisch Land am 27. April in der Galerie GRÖLLE pass:projects an der Friedrich-Ebert-Straße begann nicht, wie sonst üblich, mit einem Vortrag. Stattdessen gab es für die 46 Mitglieder und Gäste erst einmal Suppe – eine traditionelle japanische Nudelsuppe, die in der Sprache ihres Herkunftslandes „Ramen“ genannt wird.
Gastgeber Jürgen Grölle, der seine Galerie 2010 in einer ehemaligen Machetenfabrik direkt an der Wupper gründete, erklärte seinen Gästen das Prozedere. Aus zwei riesigen Töpfen bekam ein jeder seine Schüssel mit Suppe gefüllt, die er hernach mit verschiedensten Gemüsen und Pilzen individuell verfeinern konnte. Eine für die meisten neue kulinarische, in jedem Fall aber schmackhafte Erfahrung.
Zum Thema "Unternehmerische Werte als Markengrundlage" stellte Clubvorstand Prof. Dr. Tobias Langner die beiden Referenten des Abends, Prof. Dr. Christine Volkmann und Holger Danneberg, vor. Frau Volkmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung und des UNESCO-Lehrstuhls für Entrepreneurship und Interkulturelles Management an der Bergischen Universität Wuppertal, Danneberg ist Gründer und Geschäftsführer der Werkhaus Design + Produktion GmbH.
In ihrem Vortrag "Starke Werte – starke Marken?!" betonte Frau Volkmann, dass der Verbraucher in der heutigen Zeit mehr denn je darauf achte, wie in den Unternehmen mit Ethik, Moral, Normen, Persönlichkeitseigenschaften, der Corporate Social Responsibility (Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung), den Bedürfnissen und der Nachhaltigkeit umgegangen wird. Für die Unternehmen bedeutet das, die richtige Schnittmenge aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten zu definieren. Dabei führt die Differenzierung bei der Werteorientierung gegenüber den Mitbewerbern nicht nur zum Erfolg bei der Kundenbindung, sondern fördert auch die positive Einstellung der Mitarbeiter zu ihrem Unternehmen.
Erfolg durch Werteorientierung
Natürlich, so Volkmann, bedeute dies eine große Herausforderung für die Markenführung. Dass Skandale dabei zu einem völligen Verlust der Glaubwürdigkeit führen können, machten die Skandale bei VW, Ergo, der Deutschen Bank oder zuletzt bei United Airlines deutlich. Aber auch eine Übernahme könnten einen Wertewandel bedingen, wie die Beispiele Bionade durch Oetker oder The Body Shop durch L´Oréal gezeigt hätten.
Mit all der Theorie kann Holger Danneberg wenig anfangen. Im Werkhaus, das der selbst ernannte Öko-Freak und Kommunist, der eigentlich Bio-Bauer werden wollte, 1992 gründete, würden all diese Werte automatisch und ungeplant gelebt. Sein Unternehmen, das mit Büro-Accessoires, Möbeln, Regal- und Messesystemen und dem berühmten Werkhaus-Stecksystem großen Erfolg hat und das nur in Deutschland produziert, legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, aber auch auf das Wohl seiner Mitarbeiter. Dabei folgt Danneberg seinen eigenen hohen Ansprüchen. In seinem Betrieb arbeiten Menschen aus vielen Nationen, aber auch solche mit Handikap. Für seine Familienfreundlichkeit, die auch auf individuellen Arbeitszeitmodellen gründet, ist das Werkhaus schon ausgezeichnet worden. Der Verkauf seines Unternehmens stünde für Danneberg nie zur Debatte – auch damit diese Werte weitergelebt würden.
Eine runde Sache aus Theorie und Praxis sei dieser Abend gewesen, so Club-Präsident Erich Giese, der den beiden Referenten für ihre interessanten Vorträge mit der Überreichung eines Geschenks aus den "Talwaren" dankte.
Referent(en)
Prof. Dr. Christine Volkmann
Prof. Dr. Christine Volkmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung & UNESCO-Lehrstuhl für Entrepreneurship und Interkulturelles Management an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie befasst sich insbesondere mit der Erforschung der Ursachen und Wirkungen des ethischen Unternehmertums, unternehmerischer Kognitionen und Emotionen sowie des sozialen und nachhaltigen Unternehmertums. In diesem Zusammenhang beschäftigt sie sich auch mit der Bedeutung der Unternehmerpersönlichkeit für das Unternehmen und die Marke. Der Lehrstuhl von Frau Professor Volkmann sowie das von ihr initiierte interdisziplinäre Jackstädtzentrum für Unternehmertums- und Innovationsforschung erhielten in den letzten Jahren verschiedene Auszeichnungen im Kontext der Entrepreneurship-Forschung und Ausbildung.
Holger Danneberg
Holger Danneberg ist Gründer und Geschäftsführer der Werkhaus Design+Produktion GmbH. Eigentlich wollte er immer Bio-Bauer werden, ihm fehlte aber das Land. Sein erstes Geld verdiente er auf Flohmärkten, wo er Tonbroschen mit der Aufschrift "Atomkraft, nein danke" verkaufte. Dann gründete er 1992 über Umwege das Unternehmen Werkhaus. Das originelle und urheberrechtlich geschützte Werkhaus-Stecksystem ermöglicht moderne, zusammensteckbare Möbel für drinnen und draußen. Von Anfang an lebt Werkhaus die Werte seines Gründers Holger Danneberg und verschreibt sich dem ökologisch und sozial verantwortungsvollen unternehmerischen Handeln.
Copyright
Fotos: Anette Hammer
Text: Peter ten Eicken
Moderation: Prof. Dr. Tobias Langner