Die Customer Insights Revolution - Einblicke in die Zukunft der Marktforschung

21.03.2024, 18:30 - 21:30 Uhr // experial GmbH // Uni Wuppertal - Campus Freudenberg

Nachbericht

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Marktforschung

Einen erneut spannenden Abend erlebten die etwa 35 Mitglieder und Gäste des Marketing-Clubs Bergisch Land am 21. März im Gästehaus der Universität Wuppertal auf dem Campus Freudenberg. Thema der Veranstaltung war die Zukunft der Marktforschung – mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz!

Club-Präsident Patrick Hahne erinnerte sich bei seiner Begrüßung an die Begegnung mit dem Referenten Dr. Tobias Klinke und dessen an diesem Abend leider durch Krankheit verhinderten Partner Nader Fadl beim Wuppertaler Wirtschaftspreis. Seine Begeisterung für deren Deep Tech-Startup experial gab dann auch die Idee für die Veranstaltung.

Klinke begann seinen Vortrag mit einem Beispiel aus einer Produkteinführung, getreu der Devise, dass das Gegenteil einer guten Idee ebenfalls eine gute Idee sein kann. Er stellte Coca Cola und dessen Konkurrenzprodukt Red Bull einander gegenüber, das eine groß, billiger und vermeintlich besser, das andere kleiner, teurer und – nun ja, über Geschmack lässt sich streiten. Klinkes Fazit und gleichzeitiger Aufruf aus diesem Beispiel: "Test everything!"

Problematisch beim Thema Marktforschung sei, so Klinke, dass die Teilnahmebereitschaft der Kunden an einer Befragung eher niedrig sei. Und obwohl die Unternehmen die Konzentration auf ihre Kunden und deren Interessen für sehr wichtig ansehen, holen nur die wenigsten regelmäßig Kundeninformationen ein.

Traditionelle Marktforschung funktioniere wie Forschung, erklärte Klinke. Es gibt zuerst eine Fragestellung, die sich dann an die Studienteilnehmer richtet. Im Forschungsdesign wird die Methodik festgehalten, dann werden die Daten gesammelt und letztendlich analysiert. Als Beispiel zeigte Klinke eine bekannte Studie des kürzlich verstorbenen Verhaltensforschers Frans de Waal, die untersuchte, ob Affen einen Gerechtigkeitssinn hätten. (Ergebnis: Ja, den haben sie.) Im Resultat aber ist Marktforschung oft zu langsam, und sie ist teuer.

Digitale Zwillinge für die Kundenbefragung

Wie wäre es aber, so fragte Klinke, wenn beispielsweise in einem Versicherungsunternehmen die unterschiedlichen Teams ihre ebensolchen Entscheidungen durch die Kunden validieren könnten, und das zu jeder Zeit? In einer Fallstudie zur Einführung eines Rings mit Sicherheitstaste wurde mittels einer Experten- und einer Kundenbefragung und eines Online-Experiments die Preisbereitschaft untersucht. Mit ChatGPT als Studienteilnehmer ergaben sich Parallelen bei den Preisen. Nachteile bei seiner Nutzung ergeben sich aber zum Beispiel, wenn die KI halluziniert, das heißt, dass es "Antworten erfindet", die nicht auf Daten basieren.

Die Verantwortlichen bei experial gehen einen noch anderen Weg: Sie generieren digitale Zwillinge. Als Grundlage dient die unvorstellbare Masse aller Daten in den Sozialen Medien, die Daten aus Interviews, und auch die bestehenden Kundendaten eines Unternehmens fließen dort ein. Dieses hat nun die Möglichkeit, mit diesen "digitalen Kundenzwillingen" beispielsweise zu chatten, sie zu interviewen, eine Studie zu erheben – und das jederzeit, um so ein tägliches Feedback der "Kunden" zu bekommen. Vorteile dieser Methode: Kosten und Zeitaufwand für Studien werden gesenkt, Fehlinvestitionen vermieden, Skalierbarkeit von Marktforschung und Kundenzentrierung erhöht. Doch diese erst im Dezember vergangenen Jahres entwickelte Lösung, so gab Klinke zu, muss natürlich auf moralische und ethische Kriterien abgeklopft und mit den EU-Richtlinien zum Datenschutz vereinbart werden. Und natürlich, mahnte er, sollten und müssten auch weiterhin die "echten" Kunden und deren Informationen genutzt werden.

Club-Präsident Hahne bedankte sich bei Klinke für den hochspannenden Vortrag, der von den Teilnehmern intensiv diskutiert wurde, und wünschte viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung der digitalen Zwillinge.

Podcast

Zum Podcast bei YouTube oder als MP3-Download (20,0 MB, 13 Min., Produzent: Grammer & Typo).

Einladung

In einer Welt, in der echte Customer Centricity das ultimative Ziel jedes Unternehmens darstellt, aber nur wenigen dies tatsächlich gelingt, eröffnen digitale Customer Twins neue, unvorstellbare Möglichkeiten. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jedes Teammitglied im Marketing, Produktmanagement oder Vertrieb jederzeit direkt mit Kunden interagieren kann, um tagtäglich bessere, kundenorientiertere Entscheidungen zu treffen.

Diese scheinbar futuristische Vision wird durch digitale Customer Twins zur greifbaren Realität. Sie ersetzen die zeitaufwendigen und oft mühsamen Prozesse traditioneller Kundenbefragungen und ermöglichen es, Kundenfeedback schnell und ohne Belastung für die Befragten zu sammeln, was eine Grundlage für sofortige, authentische Insights schafft.

Der Vortrag bietet nicht nur Einblicke in eine der neuesten Entwicklungen im Bereich Deep Tech und KI, sondern regt auch zu einer Diskussion an: Könnte dies der zukünftige Standard für Customer Insights sein, auf den wir uns freuen sollten? Welche Herausforderungen und Fragen ergeben sich daraus? Ein offener Dialog über die Potenziale, Bedenken und die Neugier, die diese technologische Innovation auslöst, steht im Zentrum unseres Austauschs.

Ort und Termin

Datum und Uhrzeit

Donnerstag, 21. März 2024
Get together: 18:30 Uhr
Vortrag: 19:00 Uhr
Ausklang: 20:15 Uhr

Ort

Gästehaus Campus Freudenberg, Gebäude FA
Rainer-Gruenter-Straße 3
42119 Wuppertal

Galerie

Referent(en)

Tobias Klinke und Nader Fadl sind die Geschäftsführer und Gründer des Deep Tech Startups experial GmbH, welches Marktforschung für Unternehmen vereinfachen und somit eine maximale Kundenausrichtung ermöglichen will. Zuvor haben beide als wissenschaftliche Mitarbeiter bei Professor Dr. Tobias Langner am Lehrstuhl für Marketing der Bergischen Universität Wuppertal gearbeitet und geforscht.