Arbeit 4.0

23.06.2016 // OPERA // Wuppertal

Arbeit 4.0 – wie sieht die Zukunft der Beschäftigung aus?

Während noch im April dieses Jahres die Industrie 4.0 das Thema bei der Heinz Berger Maschinenfabrik war, ging es beim Treffen des Marketing-Clubs Bergisch Land am 22. Juni um die möglichen Auswirkungen der vierten industriellen Revolution auf die Arbeitswelt – passenderweise in den Räumen der OPERA, der Geschäftsstelle des Job-Centers Wuppertal in Oberbarmen.

Club-Geschäftsführer Andreas Kletzander, als Vorstand des Job-Centers gleichzeitig Gastgeber an diesem Abend, freute sich bei seiner Begrüßung darüber, dass trotz tropischer Temperaturen von fast 35 Grad die meisten der rund 50 angemeldeten Mitglieder und Gäste in die ehemalige Maschinenhalle der früheren Luhns-Fabrik an der Schwarzbach gekommen waren, in der nun das Coaching- und Vermittlungszentrum der Oberbarmer PERspektive Arbeit seinen Sitz hat. Als Referenten des Abends stellte Kletzander den Vorsitzenden des DGB-Stadtverbands Wuppertal und Stadtrat Guido Grüning sowie den Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Struktur- und Technologiepolitik des DGB-NRW Achim Vanselow vor.

Die fortschreitende Digitalisierung, so Vanselow in seinem Vortrag, bedinge nicht nur einen wirtschaftlichen Wandel, auch die zukünftige Arbeitswelt werde sich in den Zeiten von Big Data, dem Internet der Dinge und der Automation verändern. Und da dies eben vor allem die Arbeitnehmer betreffe, sei die Arbeit 4.0 ein wichtiges Thema für die Gewerkschaften. „Wir dürfen uns nicht von Techniken treiben lassen“, warnte Vanselow. Vor dem Hintergrund sich ändernder Arbeitsmittel und Organisation, neuer Prozesse und Geschäftsmodelle und steigendem Wettbewerb müsse die Zukunft der Arbeitswelt gerade auch von den Gewerkschaften aktiv mitgestaltet werden. Dabei sei völlig ungewiss, welche Berufe im Zuge der Industrie verschwinden werden und wie hoch der Verlust an Arbeitsplätzen sein wird. Und: Wird der Mensch die Maschinen bestimmen, oder wird er durch die Maschine bestimmt? Wie werden die Betrieb aussehen und wie die Aufgaben der Arbeitnehmer?

Arbeit 4.0 = Leben 4.0

Vanselow weiß, dass es in der Industrie 4.0 nicht nur Risiken, sondern genauso viele Chancen für die Arbeitnehmer gibt. Für den DGB heißt das, die einen möglichst zu minimieren und die Chancen zu nutzen. Mit dem Leitbild „Gute Arbeit“ will der DGB sicherstellen, dass Arbeit die wichtigste Voraussetzung für die Selbstverwirklichung der Menschen und selbst- und mitbestimmt bleibt, dass sie auf die Interessen von Frauen und Männern ausgerichtet ist und die unterschiedlichen Lebensphasen arbeitender Menschen berücksichtigt und dass Arbeit letztendlich die Voraussetzung für Innovation und wirtschaftlichen Erfolg bedeutet. Dabei sieht Vanselow die Situation in Nordrhein-Westfalen positiv, denn die Entwicklungen der Zukunft werden sich unterschiedlich auf die Regionen auswirken: Mit der Situation des Arbeitsmarktes, der Produktivkraftentwicklung und der Innovationsfähigkeit. Mit einer leistungsfähigen Infrastruktur und dem Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft sei NRW fit für die Industrie 4.0.

Guido Grüning schlug in seinem Vortrag einen Bogen von der ersten bis zur vierten industriellen Revolution und zeigte auf, dass sich mit den technologischen Entwicklungen nicht nur die Welt der Arbeit, sondern sich gleichsam das gesamte Leben der Menschen verändert habe und dass Arbeit 4.0 auch ein Leben 4.0 bedeute. Deshalb gehört für Grüning nicht nur eine grundsätzlich neue Definition von Arbeit und auch ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ zur Welt der Arbeit 4.0, sondern ebenso die Berücksichtigung von Pflege, Gesundheit und Familie und die Möglichkeit von Sabbaticals.

Den Vorträgen der beiden Referendare schloss sich eine intensiv geführte Diskussion an, bei der Vanselow und Grüning viele Fragen beantworten mussten.

Zum Dank für ihre interessanten Ausführungen erhielten sie von Andreas Kletzander ein Geschenk aus den „Talwaren“.

Einladung

Unser letzter Clubabend vor den Sommerferien kündigt sich an und wir freuen uns sehr, dass wir mit Guido Grüning und Achim Vanselow vom DGB-NRW zwei absolute Spezialisten für einen Vortrag zum Thema "Arbeit 4.0" gewinnen konnten.

NRW ist ein starker Wirtschaftsstandort in Europa. Gleichzeitig steht das Land vor großen Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen ist die Digitalisierung/ Industrie 4.0. Täglich erscheinen neue Studien, Prognosen, Szenarien zu möglichen Entwicklungen einer digitalen Wirtschaft und kommen zu teils völlig gegensätzlichen Einschätzungen.

Gewerkschaften schauen aus dem Blickwinkel der Arbeit auf die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich. Niemand kann heute mit Gewissheit die Auswirkungen der Digitalisierung/ Industrie 4.0 auf Beschäftigung und Arbeitsbedingungen vorhersagen. Aber: die Gewerkschaften sind überzeugt davon, dass diese Zukunft positiv gestaltbar ist.

Dadurch entsteht ein Möglichkeitsraum für die Gestaltung von "guter Arbeit" und die Humanisierung der Arbeit. Wie muss Digitalisierung/ Industrie 4.0 vorangetrieben werden, damit sie zu einem "Mehr" an allgemeinem Wohlstand und Lebensqualität führt? Wie ist Arbeit so zu gestalten, dass sie den Anforderungen an gute Arbeit und den Ansprüchen der Beschäftigten gerecht wird?
 
Unser Land bietet sehr gute Voraussetzungen dafür, dass die Potenziale der Digitalisierung/Industrie 4.0 positiv genutzt werden können. Die notwendige Steigerung der Innovationsfähigkeit mit Blick auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen geht aber über rein technologische Aspekte hinaus. Dabei zeigt sich schon heute: die Umsetzung von Digitalisierung/ Industrie 4.0 wird in den Branchen und Regionen NRWs unterschiedlich sein. Es gibt keine One-size-fits-all-Lösung. Erforderlich ist ein regionaler Dialog, um Chancen für die Region zu nutzen und Fehlentwicklungen zu verhindern. Was heißt das für das Bergische Land?

Referent(en)

Guido Grüning: Vorsitzender DGB-Stadtverband Wuppertal

Guido Grüning, Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Wuppertal, hat nach seiner beruflichen Erstausbildung von 1992 bis 1994 die Ausbildung zum Gewerkschaftssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund absolviert. 1997 wechselte er von Gummersbach zum DGB nach Wuppertal. Zwischen 2003 und 2005 absolvierte er den berufsbegleitenden Studiengang „Management und Partizipation“ an der Universität Dortmund. 2011 wurde er zum Vorsitzenden des DGB Stadtverbands Wuppertal gewählt. Schwerpunkte der Tätigkeit in der DGB Region Düsseldorf - Bergisch Land sind die Arbeitsmarkt-, Gesundheits- und Berufsbildungspolitik. Er ist alternierender Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses der IHK Wuppertal-Remscheid-Solingen, des Verwaltungsausschusses der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal sowie der Regionalbeirates der AOK Wuppertal.

Achim Vanselow: Leiter Abt. Wirtschafts- und Strukturpolitik/Umwelt-, Verkehrs- und Technologiepolitik DGB NRW

Seit dem 16. Juni 2010 ist Guido Grüning Mitglied im Rat der Stadt Wuppertal. Achim Vanselow, Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Struktur- und Technologiepolitik DGB-NRW,  war von 1993 bis 2006 am Institut für Arbeit und Technik (IAT) im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Daran schloss sich von 2007 bis 2010 eine Forschungstätigkeit am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen an. Forschungsgebiete waren u. a. Arbeitsmarktpolitik, Industriepolitik und gewerkschaftliche Modernisierung. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Themen der Arbeitswelt.Seit dem 1.1.2011 leitet er die Abteilung Wirtschafts-, Struktur- und Technologiepolitik. Er ist Mitglied des Mittelstandsbeirates NRW und Vorstandsmitglied der Technologieberatungsstelle beim DGB NRW e.V. und des Klima.Diskurs.NRW e.V.