Eine massive Gefahr für alle

29.08.2024, 18:30 - 21:30 Uhr // Aktion Plagiarius e.V. // Museum Plagiarius Solingen

Nachbericht

Vorsicht vor den Schnäppchen!

Mitglieder und Gäste des Marketing-Clubs Bergisch Land führte der Weg am 29. August nach Solingen in den Südpark. Dort stand ein Besuch im Museum Plagiarius an – ein unterhaltsamer und interessanter Abend, bestimmt von Original und Fälschung.

In Vertretung von Club-Präsident Patrick Hahne begrüßte Vorstand Fabian Kehrenberg die rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und dankte Christine Lacroix, zweite Vorsitzende des Museumsvorstandes, und ihrem Mitarbeiter Joachim Kramer für die Gastfreundschaft und die Möglichmachung dieses Abends. Unter den Gästen weilte auch Franz Haug, der frühere Oberbürgermeister der Stadt Solingen. Er hatte die Entstehung und die Gründung des in Deutschland einmaligen Museums, das seit 2007 unweit der ehemaligen Güterhallen seinen Standort gefunden hat, maßgeblich vorangetrieben. Kein Wunder, ist doch auch das Bergische Land und somit Solingen zum Beispiel in den Bereichen Schneidwaren oder Werkzeuge von Fälschern und Plagiatoren betroffen, weshalb es seit 1994 die Solinger Verordnung des Bundesjustizministeriums gibt, die die hier hergestellten Produkte schützen soll.

"Das ist auch unser Bestreben", so Christine Lacroix. Im Arm hält sie den schwarzen Zwerg mit der goldenen Nase, dem Plagiarius, der alljährlich an die dreistesten, aber auch verblüffenden Fälscher verliehen wird, bei der übernächsten "Ehrung" übrigens schon zum 50. Mal. Die eindrucksvolle Ausstellung mit über 350 Produkten aus wirklich jeder vorstellbaren Branche soll für das brisante Thema sensibilisieren. Denn die Unternehmen stecken viel Geld und Zeit, Energie, Arbeitskraft und auch Herzblut in die Entwicklung ihrer Produkte, um dann aber irgendwann vor einer billigen Kopie minderer Qualität zu stehen. So passierte es auch Rido Busse 1977 mit einer von ihm designten Waage der Firma Soehnle. Daraufhin schuf er den Negativpreis "Plagiarius", die Aktion ist heute ein eingetragener Verein.

Die Unternehmer reichen ihre Produkte und die entsprechenden Plagiate ein. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, die Plagiatoren an den Pranger zu stellen. "Wir schreiben diese an und bitten um Stellungnahmen", erklärt Lacroix. In 10 bis 15 Prozent würden daraufhin Einigungen erzielt. "Dabei achten wir sehr auf Rechtssicherheit und die Berücksichtigung der juristischen Aspekte."

Gefahren für Gesundheit und Leben

Der Schaden, der bei dem weltweiten Ideenklau entsteht, geht in die hunderte Milliarden und kostet Tausende von Arbeitsplätzen, schadet dem Image der Unternehmen und bedroht in vielen Fällen Existenzen. Dies zu verhindern oder zumindest einzuschränken liegt auch in der Hand der Verbraucher. "Vorsicht vor den Schnäppchen", warnt Lacroix. Es ist aber nicht nur der oft sensationell niedrigere Preis. Und es ist auch nicht nur die natürlich geringere Qualität. Sondern die nachgemachten Produkte können Allergien auslösen zum Beispiel bei Parfüms, gesundheitsgefährdend sein wie bei Medikamenten oder sogar lebensgefährlich, wie Joachim Kramer am Beispiel einer nachgebauten Stihl-Motorsäge erläuterte. Daher sei Markenschutz auch Verbraucherschutz.

Doch das Nachahmen und Fälschen bleibt lukrativ, und so steckt nicht nur der einfallslose Wettbewerber – oder gar der ehemalige Mitarbeiter – dahinter, sondern immer mehr die organisierte Kriminalität. Und wer geglaubt hat, dass die Plagiate zumeist aus der Türkei oder Fernost kämen, wurde von Lacroix und Kramer eines besseren belehrt. Es gibt immer wieder innerdeutsche Plagiatoren, darunter auch renommierte: So kopierte der Porzellanhersteller Rosenthal das Design einer Engel-Figurenserie von der Wunasia Handelsgesellschaft...

Lacroix und Kramer erläuterten einige herausragende Beispiele im Museum hin, erzählten, dass manchmal Plagiat und Original auf ein und derselben Messe zu finden seien und vergaßen nicht, auf einen sehr wichtigen Umstand hinzuweisen: Die Bedingungen, unter denen die Plagiate hergestellt würden, seien oft katastrophal in Bezug auf Hygiene und Gesundheit der Arbeiter – die oftmals Kinder seien.

Großen Applaus gab es für einen engagierten, informativen und empathischen Vortrag und von Fabian Kehrenberg zum Dank einen HAZET-Schraubendrehersatz für Christine Lacroix – im Original natürlich!

Nach einem Rundgang und vielen Fragen und Gesprächen kehrten die Besucher zum Abschluss dieses Abends in das Restaurant "Stückgut" bei den Güterhallen ein.

Einladung

"Eine massive Gefahr für alle"

In der Führung durch die Ausstellung des Plagiarius Museums in Solingen erfahren Sie, warum Produkt- und Markenpiraterie eine massive Gefahr für Wirtschaft, Umwelt und Verbraucher darstellt.

Keine Frage, jeder freut sich über ein Schnäppchen. Aber billig ist nicht dasselbe wie ‚preiswert‘. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Plagiaten und Fälschungen ist oftmals katastrophal.

Das Museum Plagiarius in Solingen zeigt in seiner einzigartigen Ausstellung die große Bandbreite der von Fälschungen betroffenen Produkte, die weit über Luxus-Handtasche, Designer-Sonnenbrille und die neuesten Kopfhörer hinausgeht. Zu sehen sind jeweils Originalprodukt und Plagiat im direkten Vergleich.

Ins Visier von Nachahmern gerät alles, was (billig gefälscht) hohe Profite verspricht: Von renommierten Marken- und Luxusartikeln über Medikamente, Lebensmittel und Kosmetika bis hin zu praktischen Alltagsprodukten, die in jedem Haushalt zu finden sind, und ebenso bis hin zu technisch hochkomplexen Geräten und Maschinen. Auch Unternehmen aus dem Bergischen sind betroffen.

Plagiarius Museum

Die außergewöhnliche Dauerausstellung im Museum Plagiarius zeigt mehr als 350 Originale und deren dreiste Plagiate. Zusammengetragen wurde die Sammlung von der Aktion Plagiarius e.V., die jährlich den Plagiarius-Wettbewerb ausschreibt und die frechsten Plagiate aus aller Welt mit dem Negativpreis „Plagiarius“ auszeichnet.

Betroffen vom Problem der Produkt- und Markenpiraterie sind Produkte der unterschiedlichsten Branchen - von klassischen Konsumgütern (Haushaltartikel, Bekleidung & Accessoires) über Möbel, Kinderspielzeug, Kosmetika und Medikamente bis hin zu Druckmessgeräten, Autofelgen oder Motorsägen.

Ziel ist es, die Öffentlichkeit  praxisnah über Ausmaß, Schäden und Gefahren von Plagiaten und Fälschungen aufzuklären.

Denn: Produkt- und Markenpiraterie ist mittlerweile ein lukratives Milliardengeschäft für skrupellose Nachahmer. Den Preis dafür zahlen nicht nur innovative Markenhersteller, sondern auch leichtgläubige Schnäppchenjäger und Arbeiter in illegalen Fabriken.

Datum und Uhrzeit

Datum

Donnerstag, 29. August 2024

Zeit

Get together: 18:30 Uhr
Vortrag: 19:00 Uhr
Ausklang im Stückgut: 20:15 Uhr (100 m entfernt)

Ort

Museum Plagiarius
Bahnhofstr. 11
42651 Solingen

Referent(en)

Christine Lacroix

2. Vorsitzende, Museum Plagiarius, Solingen.

Joachim Kramer

Museum Plagiarius, Solingen.