Industrie 4.0

21.04.2016 // Berger Gruppe GmbH // Wuppertal

Das Zentrum der (Roboter-)Welt in der Kohlfurth

Während draußen an den Ufern der Wupper die Besucher des Cafés Hubraum und des Strandcafés die abendliche Sonne genossen, trafen sich Mitglieder und Gäste des Marketing-Clubs Bergisch Land am 21. April in den Räumen der Heinz Berger Maschinenfabrik in der Kohlfurth.

Das Unternehmen ist Teil der Berger-Gruppe, die sich aus den Firmen August Nell jr., Hauschild, Julius Maschinenbau, Werner Peters und Otto Manderbach und LP-Laschet zusammensetzt. Sie produziert nicht einfach nur Maschinen für die Bearbeitung und Veredelung von Metallbändern und Werkstücken für den Weltmarkt, sondern entwickelt für diese auch die nötige Roboter- und Prozesstechnik. In mehr als 80 Ländern der Welt kommen die Menschen tagtäglich mit Produkten in Berührung, die auf diesen Maschinen gefertigt wurden. Ein wahrer Hidden Champion im Bergischen Land also – auch wenn das „Hidden“ mit der Verleihung des Wuppertaler Wirtschaftspreises 2015 in den Hintergrund gerutscht ist.

Zu Beginn führte Andreas Groß, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe, seine Gäste in die „heiligen Hallen“ und präsentierte am Beispiel einer Anlage für den Kunden Zwilling, wie die beiden Schleifroboter bei der Produktion von Scheren interagieren – ein Stück Industrie 4.0 „zum Anfassen“. Das war auch das Thema des Abends, über das der promovierte Elektrotechniker im Anschluss referierte.

Die Diskussion um die Industrie 4.0 – der Begriff steht für die Vierte industrielle Revolution und wurde erstmals auf der Hannover Messe 2011 verwendet – werde mit einigem Populismus geführt, so Dr. Groß. Vieles, was heute unter diesem Schlagwort vermarktet werde, habe mit den Zielen des Projektes wenig oder gar nichts zu tun. Zwar gebe es mit den cyber-physischen Systemen, Robotern also, die beispielsweise mittels des Internet miteinander kommunizieren, und dem Internet der Dinge, den angestrebten intelligenten Produkten, die Grundlage für eine Industrie 4.0 schon lange. Die heutigen, wenn auch schon ziemlich komplexen Systeme, seien aber zumeist zentral gesteuert. Laut Groß´ Definition seien die Ziele einer Industrie 4.0 jedoch „dezentrale Steuerungen in kybernetischen – d.h. selbst lernenden – , vernetzten Systemen, die Eingangsinformationen nutzen als Grundlage für Entscheidungen oder Aktionen und diese dann als Ausgangsinformationen in ein digitales Netzwerk weiterleiten.“

Für die Berger-Gruppe könnte dies bedeuten, dass die Schleifroboter bei Zwilling nicht nur untereinander, sondern auch mit den Polierrobotern bei WMF oder den Produktionsanlagen für Schafscheren in Neuseeland kommunizieren – beispielsweise bei der Selbstoptimierung, der Instandhaltung oder der Energie- und Ressourceneffizienz, mit entsprechender Sensorik und der Vernetzung.

Diese allerdings könne ein Problem darstellen. Externe Cloud-Lösungen lehnt Groß für sein Unternehmen ab. „Wir registrieren schon heute etwa 1.000 Cyber-Angriffe – und das täglich!“

Natürlich wisse man heute auch nichts über die Auswirkungen einer Industrie 4.0 auf die Gesellschaft. Für Groß ist aber klar: „An der Technik kommt man nicht vorbei.“ Gleichzeitig mahnte er aber auch: „Industrie ist in diesem Land unsere Hauptwertschöpfung. Daher muss sie weiter entwickelt werden.“

Seinen interessanten, höchst informativen und trotz des komplexen Themas sehr unterhaltsamen Vortrag, der hernach noch intensiv diskutiert wurde, honorierten die Zuhörer mit viel Applaus.

Zum Dank für seine Doppelrolle als Gastgeber und Referent erhielt Dr. Groß, der sich nicht nur für Technik, sondern auch für die Berge begeistert, einen Bildband über die Alpen von Club-Präsident Erich Giese – statt des sonst üblichen Geschenks aus der Reihe der Talwaren. Die nämlich werden zum großen Teil auf Berger-Maschinen gefertigt …

Referent(en)

Dr. Andreas Groß war nach seinem Studium der Automatisierungstechnik mit dem Schwerpunkt Prozeßinformatik an der Bergischen Universität Wuppertal einige Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Laboratorium für Hochspannungstechnik der BUW sowie als Lehrbeauftragter im Bereich Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Energietechnik tätig. Nach seiner Promotion übernahm er 1996 als technischer Leiter der Heinz Berger Maschinenfabrik GmbH u.a. die Verantwortung für den Aufbau einer Entwicklungsabteilung zur Integration von Roboterapplikationen. In seiner Zeit als technischer Geschäftsführer ab dem Jahre 2001 wurden diverse Betriebserweiterungen und Zukäufe von Firmen mit den damit verbundenen Produktionserweiterungen getätigt. Dr. Andreas Groß ist seit 2008 u.a. Mitglied der Bergischen IHK-Vollversammlung sowie verschiedener IHK-Ausschüsse, Vorstandsmitglied der Gemeinschaft Cronenberger Unternehmen, Sondergutachter im IGF-Programm und seit 2010 geschäftsführender Gesellschafter der Berger-Gruppe mit insgesamt 125 Mitarbeitern, davon 60 Techniker/Ingenieure.

Die Berger Gruppe ist ein Unternehmen mit Sitz in Wuppertal und gehört zu den größten Anbietern von Roboter- und CNC-gesteuerten Schleif- und Poliermaschinen für die Industrie. Durch die komplementäre Produktpalette der einzelnen Marken bietet die Berger Gruppe Komplettlösungen für unterschiedlichste Industriezweige. Die sechs Marken der Gruppe (Heinz Berger Maschinenfabrik, August Nell jr., Hauschild, Julius Maschinenbau, Werner Peters und Otto Manderbach, LP-Laschet) bieten Maschinen und Anlagen zum Schleifen, Entgraten, Verzahnen, Polieren, Pließten, Schärfen, Hohnen, Strehlen, Nuten ziehen und Wälzschlagen von Werkstücken und Bandstahl an.