Marketing im Dialog - Marketing für Regionen

06.02.2020 // Hotel NinetyNine // Wuppertal

Prof. Langner: ein positives Image für Wuppertal

Das neue Format „Marketing im Dialog“ am 6. Februar kam hervorragend an: Alle 50 Plätze waren schnell vergeben, wichtige Entscheider aus der Stadt waren gerne zu dem neuen Event mit Mittagessen gekommen und alle Besucher anschließend begeistert. Das lag nicht zuletzt am mitreißenden Vortrag von Tobias Langner, Marketingprofessor der Schumpeter School der Bergischen Universität.

„Es ist uns wichtig, mit gesellschaftlichen Akteuren in Dialog zu kommen“, betonte Patrick Hahne, Präsident des Marketing Clubs Bergisch Land, in seiner Begrüßung. Schließlich sei Standort-Marketing auch für Unternehmen wichtig. Der Veranstaltungsort, das Hotel NinetyNine, passe sehr gut zum neuen Format: Die Inhaber haben ein leer stehendes Bürogebäude zu einem attraktiven Hotel umgebaut, das sehr erfolgreich läuft.

Die Anwohner müssen stolz sein auf ihre Stadt

Prof. Tobias Langner übertrug in seinem Vortrag Konzepte aus dem Produktmarketing auf die Vermarktung von Städten und Regionen. „Wichtig ist es, alle Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen auf ein strategisches Ziel auszurichten“, betonte er. Denn unabhängig von Preisen und Qualitätsunterschieden würden Menschen, gesteuert von ihren Emotionen, immer wieder zu bekannten, positiv besetzten Marken greifen – das gelte für Urlaubsregionen ebenso wie für Produkte. Deshalb sei das Image einer Region entscheidend.

Doch wie erzeugt man ein positives Image einer Stadt? „Es ist von zentraler Bedeutung, was die Menschen der Stadt denken“, sagte Tobias Langner. Deshalb müsse die Werbung für die Stärken einer Stadt erst einmal nach innen wirken. „Die Anwohner müssen stolz sein auf ihre Stadt und sich zu Markenbotschaftern entwickeln.“ Als der Professor seine Studierenden fragte, was sie mit Wuppertal verbinden, nannten sie nach Schwebebahn und Uni den Regen, den Zoo, die Wupper und das Grün. Beim Vergleich mit einer Automarke (meist VW oder Opel) kamen interessante Statements: „oft unterschätzt, aber von solider Qualität“ oder „sportlich, modern, für viele Altersgruppen attraktiv“ fanden die jungen Wuppertaler. Und eigentlich fühlten sich alle super hier. „Wir haben eine gute Basis, auf der wir aufbauen können“, folgerte Langner.

Schwebebahn – ein weltweit bekannter Faszinationspunkt

Mit der Schwebebahn verfüge Wuppertal außerdem über einen weltweit bekannten Faszinationspunkt. Veranstaltungen helfen, eine positive Einstellung aufzubauen und das Image aufzupolieren. Allerdings merkte Langner an: „Wir haben keine Veranstaltung von überregionaler Bedeutung. Da fehlt uns was.“ Aus marketingtechnischer Sicht sei es besser, eine oder wenige Großveranstaltungen zu haben als viele kleine. Was, wie später bei der Diskussion bemängelt wurde, im Engelsjahr bisher fehlt.

„Man muss eine authentische, zur Stadt passende Positionierung finden“, sagte Langner. Wofür soll eine Stadt stehen? Gleichzeitig müsse die Positionierung auch für die wichtigsten Zielgruppen relevant sein, sonst bewirke sie nichts. Günstig sei eine Dachmarke, die auf allen Prospekten, Plakaten und Medienaktivitäten der Stadt sichtbar ist. „Dann sehen die Leute: ,Ah, so viel macht meine Stadt‘“, erklärte der Marketing-Experte. Budgetschonend sei das außerdem. Und die Stadtverwaltung müsse dabei einen langen Atem haben – eine Marke ließe sich nur über eine lange Zeit hinweg aufbauen.

Stärken besser vermarkten

Anschließend diskutierte Vok Dams mit Entscheidern aus der Stadt, was diese Strategien für das Engelsjahr bedeuten. Oberbürgermeister Andreas Mucke forderte, die Engels-Euphorie für das Stadtmarketing zu nutzen und grundsätzlich nach außen nur über die positiven Seiten Wuppertals zu reden. Kulturdezernent Matthias Nocke rief die Wuppertaler dazu auf, ihren Talstolz zu polieren. Auf die Nachfrage nach einem großen, überregionalen Event im Engelsjahr verwies er auf fehlende Mittel. Stadtmarketing-Chef Martin Bang sah diese Strahlkraft sowohl in der Auftaktveranstaltung zum Engelsjahr im Opernhaus als auch bei der Eröffnung des Engelshauses im November. Wuppertal Botschafter Andreas Martin lenkte den Blick auf die vielen herausragenden Personen, Firmen und Erfindungen in Wuppertal und forderte, diese stärker für die Werbung zu nutzen.

Lars Bluma, Leiter des Historischen Zentrums, sah Engels als Sprungbrett, um das Bild von Wuppertal nach außen zu verändern. „Unsere Stärken haben viel mit unserer Geschichte zu tun“, erinnerte er. Die Pionierstadt Wuppertal müsse besser vermarktet werden. Hans-Dieter Westhoff, Kurator des Programms von Engels 2020, erklärte sein Konzept dafür: „Wir haben uns darauf konzentriert, erst einmal die Stadt in Bewegung zu setzen.“

Hanno Rademacher vom China Competence Center verwies auf den deutsch-chinesischen Automobilkongress als Leuchtturmprojekt, der 2017 rund 350 Automobilzulieferer nach Wuppertal holte. Außerdem plant Rademacher im Januar 2021 ein großes chinesisches Frühlingsfest in der Stadthalle, dessen Bilder sich gut fürs Stadtmarketing nutzen lassen. Antje Lieser von Wuppertal aktiv nannte als ihr Konzept, Bilder zu erzeugen, die nach außen strahlen. Referent Tobias Langner ermahnte die Runde am Schluss, auch an Maßnahmen zu denken, die die Gesamtheit der Bevölkerung ansprechen. Viele der genannten sprechen eher Engels-Interessierte an.

Inhalt

Regional- und Stadtmarketing stehen im Mittelpunkt eines offenen Dialogs in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses zu rücken.

Nach einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Tobias Langner, Lehrstuhl für Marketing an der Bergischen Universität Wuppertal, diskutieren Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, aus Kultur, Politik und Verwaltung am Beispiel des Wuppertaler Programms "ENGELS 2020" wie die geplanten Aktivitäten zur Stärkung der Stadt-Marke WUPPERTAL zu nutzen.

Referent(en)

Prof. Dr. Tobias Langner: Lehrstuhlinhaber, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre insb. Marketing, Bergische Universität Wuppertal.